Ratskandidatin Romina Eggert unterwegs mit Barrierenabbauer Udo Vogel

Letzte Woche habe ich mich mit Udo Vogel getroffen. Udo ist Barriereabbauer und setzt sich schon seit Jahren für die Barrierefreiheit ein – nicht nur beim ÖPNV, sondern auch vorwiegend für alltägliche Lebenssituationen.

Seit 2009 gilt die UN-Behindertenrechtskonvention, worin sich auch die Bundesrepublik verpflichtet hat, Barrierefreiheit zu fördern und Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen besser zu inkludieren.

Doch wie weit ist unsere Barrierefreiheit in Borbeck?

Bei unserem gemeinsamen Rundgang durch Borbeck zeigt mir Udo viele Stellen, wo es noch hapert.

Viele Geschäfte und Restaurants in Borbeck kann man nur über Treppenstufen erreichen. Manche haben auch schon mit Rampen nachgerüstet, um den Eingang barrierefrei zu gestalten. Es gibt jedoch auch bei einigen Rampen Hindernisse: Sie sind schlichtweg zu steil. Udo erklärt mir, dass es aber noch lange nicht mit Rampen getan sei, denn Türen sind meist die nächste Hürde. Die meist großen und schweren Ladentüren lassen sich als Rollstuhlfahrer*in kaum bewältigen. „Schiebetüren sind zwar teuer, aber es zahlt sich doch nachher aus, wenn man uns als Kund*innen dazu gewinnen kann!“, meint Udo. Und wenn es gar nicht möglich ist, eine barrierefreie Lösung zu finden, hat Udo auch schon eine sehr gute Idee parat: das Installieren einer Serviceklingel.

Ich merke schnell, dass mein Gesprächspartner gute Ideen auf Lager hat, kreativ und bemüht ist, um gute Lösungen für alle zu finden. Seine Idee notiere ich mir schnell und werde sie in meine politische Arbeit einfließen lassen.

Bei unserem Rundgang durch Borbeck kommen wir nicht umhin auch über den ÖPNV und Wohnungssituation zu sprechen. Der Busbahnhof und die Busse sind zum überwiegenden Teil schon barrierearm gestaltet, jedoch nicht so die Straßenbahn. Die App der Ruhrbahn zeigt zwar mittlerweile an, ob die kommende Bahn barrierearm ist oder nicht – aber die Bewegungsfreiheit schränkt es schon stark ein. Viele sind mittlerweile damit vertraut, ihre Fahrrouten mit Smartphoneapps zu planen. Doch wenn neben den Fahrzeiten auch noch auf die Barrierefreundlichkeit des Fahrzeugs geachtet werden muss, macht dieser organisatorische Aufwand keinen Spaß mehr und senkt die Attraktivität des ÖPNV. Dazu kommt ein weiterer kritischer Punkt: neben den barrierearmen Bahnen fallen auch viel zu oft die Aufzüge an den Gleisen aus.

Auch bei der Wohnungssuche sind Aufzüge ein Thema. Udo Vogel selbst hatte Glück, dass sich seine Familie um eine barrierefreie Wohnung bemüht hat und er unmittelbar einziehen konnte. Ein Aufzug ist vorhanden, ebenso wie ein schöner Balkon. Diesen kann er aber leider nicht so oft nutzen, da die Tür nach draußen nicht ebenerdig ist. Ihn stört es nicht, denn er ist gerne außer Haus an der frischen Luft unterwegs – und als Barrierenabbauer sowieso immer auf Tour. Ich komme jedoch ins Grübeln und es ist nicht das erste Mal, dass ich über folgendes nachdenke: Barrierefreier Wohnungen sind oftmals nicht nur etwas teurer, sondern auch meist ausschließlich für ältere Personen bzw. als Seniorenwohnungen ausgeschrieben. Junge Menschen, die im Rollstuhl sitzen suchen meistens länger nach einer passenden Wohnung, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind.

Daran muss sich etwas ändern, der Wohnungsbau in Essen muss deutlich inklusiver werden!

Unser Rundgang endet an so einem heißen Tag natürlich mit einer Kugel Eis. Ich nehme einige gute Ideen mit und hoffe darauf, dass ich diese Ideen auch umsetzen kann. Und vor allem: das Udo Vogel, der Barrierenabbauer, seine positive Einstellung im Kampf für die Barrierefreiheit nicht verliert. Denn es gibt noch einiges anzupacken und zu verändern!